Vielleicht ist dir die Angabe „Fett i. Tr.“ schon mal auf einer Käseverpackung begegnet. Oder du hast dich gefragt, warum ein Käse mit „60 % Fett in Trockenmasse“ nicht wie eine Fettbombe schmeckt. Die Formulierung klingt auf den ersten Blick seltsam, fast ein bisschen bürokratisch – und doch steckt dahinter ein ziemlich cleveres Prinzip. In diesem Beitrag erklären wir dir, was „in Trockenmasse“ eigentlich bedeutet, warum es diese Angabe gibt und wie du sie im Alltag besser verstehen kannst.
Trockenmasse: Was ist das überhaupt?
Wenn du ein Lebensmittel betrachtest, besteht es meist aus zwei Hauptbestandteilen: Wasser und allem, was sonst noch drin ist. Die Trockenmasse ist genau das – alles außer dem Wasser. Dazu gehören Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Mineralstoffe, Vitamine und Ballaststoffe, usw. Sobald du einem Produkt das Wasser entziehst, bleibt die Trockenmasse übrig. Das klingt erstmal simpel, hat aber große Auswirkungen; denn Wassergehalt kann schwanken – je nach Reife, Lagerung oder Verarbeitung. Die Trockenmasse aber bleibt relativ konstant; weshalb sie eine verlässliche Basis ist, um Inhaltsstoffe wie Fett oder Eiweiß zu vergleichen.
Warum wird Fett in Trockenmasse angegeben?
Gerade bei Käse ist die Angabe „Fett in Trockenmasse“ gesetzlich vorgeschrieben. Das liegt daran, dass Käse während der Reifung Wasser verliert. Ein junger Käse enthält mehr Feuchtigkeit als ein gereifter. Wenn man den Fettgehalt auf das Gesamtgewicht beziehen würde, würde sich dieser Wert mit der Zeit verändern – obwohl sich die tatsächliche Fettmenge nicht verändert hat. Die Angabe „Fett in Trockenmasse“ sorgt also für Vergleichbarkeit. Sie zeigt dir, wie viel Fett im festen Bestandteil des Käses steckt; unabhängig davon, wie viel Wasser gerade enthalten ist. Das ist besonders wichtig, wenn du verschiedene Käsesorten miteinander vergleichen möchtest.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung
Stell dir vor, du hast zwei Käsesorten:
- Käse A: 60 % Wasser, 40 % Trockenmasse, davon 20 % Fett
- Käse B: 30 % Wasser, 70 % Trockenmasse, davon ebenfalls 20 % Fett
Beide haben denselben Fettanteil in der Trockenmasse – nämlich 20 %. Aber Käse B enthält insgesamt mehr Fett, weil er weniger Wasser enthält. Wenn du nur auf den Gesamtfettgehalt schaust, würdest du denken, Käse B sei „fetter“. Die Angabe „Fett in Trockenmasse“ zeigt dir, dass beide gleich zusammengesetzt sind, nur unterschiedlich konzentriert.
Was bedeutet das für dich als Verbraucher?
Wenn du Käse kaufst und auf die Verpackung schaust, siehst du oft Angaben wie „45 % Fett i. Tr.“ oder „mindestens 60 % Fett i. Tr.“. Das heißt nicht, dass der Käse zu 45 % aus Fett besteht, sondern dass 45 % der Trockenmasse Fett ist. Der tatsächliche Fettgehalt pro 100 g Käse ist meist deutlich niedriger.
Du kannst den absoluten Fettgehalt grob abschätzen, indem du den Fett-i.-Tr.-Wert mit einem Faktor multiplizierst. Je nach Käsesorte sieht das so aus:
- Frischkäse: Fett i. Tr. × 0,3
- Weichkäse: Fett i. Tr. × 0,4
- Schnittkäse: Fett i. Tr. × 0,5
- Hartkäse: Fett i. Tr. × 0,6
Ein Beispiel: Ein Hartkäse mit 50 % Fett i. Tr. enthält etwa 30 % Fett absolut (50 × 0,6). Das ist schon ein Unterschied, oder?
Warum ist das bei anderen Lebensmitteln nicht üblich?
Die Angabe „in Trockenmasse“ findest du fast ausschließlich bei Käse. Das liegt daran, dass Käse ein Produkt ist, das stark reift und dabei Wasser verliert. Bei anderen Lebensmitteln wie Joghurt, Brot oder Gemüse ist der Wassergehalt entweder stabil oder wird nicht so stark durch Lagerung und Reifung beeinflusst. In der Käseherstellung ist die Trockenmasse ein wichtiger Qualitätsfaktor. Sie beeinflusst Geschmack, Konsistenz und Haltbarkeit. Deshalb ist es sinnvoll, Inhaltsstoffe auf diese Basis zu beziehen.
Was ist der Unterschied zu „Fett absolut“?
Hier nochmal zum einfachen Vergleich:
- „Fett absolut“ bedeutet: Wie viel Gramm Fett sind in 100 g Produkt enthalten; inklusive Wasser. Das ist die klassische Nährwertangabe, die du auf der Rückseite von Verpackungen findest. Sie zeigt dir, wie viel Fett du tatsächlich zu dir nimmst.
- „Fett in Trockenmasse“ hingegen ist eine technische Angabe, die dir etwas über die Zusammensetzung des Produkts verrät – unabhängig vom Wassergehalt. Beide Angaben haben ihre Berechtigung, aber sie bedeuten nicht dasselbe.
Warum ist das für Käseliebhaber wichtig?
Wenn du Käse liebst und dich für Qualität interessierst, hilft dir die Angabe „Fett in Trockenmasse“, Sorten besser zu vergleichen. Ein Brie mit 60 % Fett i. Tr. ist nicht automatisch „fetter“ als ein Camembert mit 45 % – vielleicht enthält er einfach weniger Wasser. Auch bei Diätkäse oder fettreduzierten Varianten lohnt sich ein Blick auf die Trockenmasse, um zu verstehen, was du wirklich bekommst. Außerdem kannst du mit diesem Wissen bewusster einkaufen. Wenn du zum Beispiel auf Fett achten willst, ist der absolute Fettgehalt entscheidend – nicht der Fett-i.-Tr.-Wert. Der kann nämlich täuschen, wenn du nicht weißt, wie viel Wasser im Produkt steckt.
Gibt es auch andere Inhaltsstoffe „in Trockenmasse“?
Ja, das Prinzip lässt sich auch auf andere Stoffe anwenden; zum Beispiel Eiweiß oder Zucker. In der Praxis ist das aber selten, weil diese Angaben für Verbraucher oft zu kompliziert wären. In der Futtermittelindustrie oder bei wissenschaftlichen Analysen wird die Trockenmasse häufiger verwendet, um Nährstoffe zu vergleichen. Auch bei fermentierten Produkten wie Sauerkraut oder Tofu kann die Trockenmasse eine Rolle spielen, vor allem, wenn es um Lagerung, Verarbeitung oder Rezepturen geht.
Was bedeutet das für die Herstellung?
Für Käsehersteller ist die Trockenmasse ein zentraler Parameter. Sie beeinflusst, wie lange ein Käse reifen muss, wie viel Wasser entzogen wird und wie sich Geschmack und Konsistenz entwickeln. Ein Käse mit hoher Trockenmasse ist meist intensiver, fester und länger haltbar, wohingegen ein Käse mit niedriger Trockenmasse milder, cremiger und empfindlicher ist. Die Angabe „Fett in Trockenmasse“ hilft Herstellern, ihre Produkte zu klassifizieren; zum Beispiel in Rahmstufe, Vollfettstufe oder Magerstufe. Diese Einteilung ist gesetzlich geregelt und sorgt dafür, dass du als Käufer weißt, was du bekommst.
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